Island-Expeditionstour: weites, wildes Land
Von jeher ist Island eines der Traumziele vieler Onroad- wie Offroad-Reisender. Wer aber mit einem normalen Wohnmobil Island ansteuert oder per Mietwagen unterwegs ist, dem wird einiges entgehen: Die bekannten Naturphänomene der Insel zwischen Norwegen und Grönland kann man erreichen – doch tief in die Seele Islands kann nur eintauchen, für den die Sperrschilder an den Schotterpisten kein Hindernis darstellen. Für Pkw und SUV verboten, ist diesen zu entnehmen; und damit bleiben die Ausflüge mit solchen Fahrzeugen auf die Ringstraße und deren Anschluss-Asphaltstrecken an den größeren Orten, meist auf einige wenige Kilometer beschränkt.
Besonders aber das Hochland, der Innenbereich der Vulkan- und Gletscherinsel, ist spektakulär, zumal es nur von Juni bis August zugänglich ist, manchmal gar nur zwei Monate. Wüst, windig, wetterwendisch, ein steter Wechsel der Bedingungen erwarten den Besucher. Und dem muss sich auch der Reiseplan unterwerfen.
Island-Expeditionstour: Historische & neue Fahrzeuge
Mit drei Allrad-Lkws haben wir uns Anfang August auf den Weg gemacht, unsere Begleiter aus dem Rhein-Main-Gebiet im norddänischen Fährhafen Hirtshals am Vorabend des Ablegens getroffen. Die Frankfurterinnen Claudia und Sibylle kamen mit einem niegelnagelneuen Iveco Daily Offroader aus professioneller Schmiede – Beate und Oliver aus Hanau mit dem Gegenteil, so könnte man sagen: einem 30 Jahre alten Unimog mit vom Vorbesitzer selbst gebastelten Wohnkoffer. Katharina aus Bremen fuhr mit uns – der Berliner Reiseleitung – im IFA, bestehend aus den Eine Welt Reisen-Verantwortlichen André und mir (mit von der Partie auch unsere Kinder Frida und Elisa).
Wir waren nahezu die einzigen Offroad-Trucks an Bord der „Norröna“, ansonsten wurden die Decks der Fähre von Land Rovern und Toyotas, ein paar Wohnmobilen, sowie Pkws und Lkws beherrscht. Zwei Tage auf dem komfortablen Schiff vergingen mit Plaudern, Lesen, Dösen und Schlafen – immer verbunden mit dieser prickelnden Vorfreude auf das Kommende.
Bewusstes Reisen mit politischem Horizont
Nach dem Ausschiffen in Seydisfjördur im Osten Islands fuhren wir nach Egilsstadir, um isländisches Geld und Lebensmittel einzukaufen, dann ging´s gleich Richtung Hochland, zu Europas größtem Gletscher, dem Vatnajökull. Wir von Eine Welt Reisen legen Wert auf bewusstes Reisen, auf die Darlegung geografischer und geologischer, politischer und wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und genereller Elemente – in Island liegt der Schwerpunkt naturgemäß auf den ersteren. Der Vatnajökull zieht sich, wie Hinweistafeln verdeutlichen, zurück. Diplom-Geograf André erklärt, woran das liegen könnte.
Wir besuchten in den kommenden Tagen auf unserer Fahrt auf endlosen Schotterpisten durch schwarzgraue Lava-Landschaften bis zum Horizont, eine Eishöhle, tranken Whiskey mit jahrmillionenaltem Gletscher-Eis nach Geologen-Sitte. In Island überrascht immer wieder das geradezu grelle Neon-Grün des Mooses, aber im Hochland herrscht schwarz-grau in unterschiedlichen Schattierungen vor.
Island: Weite & Wildheit des Hochlandes
Am Askja-See indes erwartete uns ein schillerndes Farbspiel des Gesteins, ähnlich auch in Landmannalaugar, wo wir wanderten. Auf der Tour rund um und quer durch Island besuchten wir mehrere heiße Quellen, in denen gebadet wird – besonders die Damen ließen sich diese Gelegenheit selten entgehen.
Die bekannten Wasserfälle – wie Dettifoss, Gullfoss und Godafoss – und andere Sehenswürdigkeiten wie Thingvellir und Geysir schauten wir uns an, aber auch ein paar Geheimtipps standen auf dem Programm: Wo die waren, verraten wir natürlich an dieser Stelle nicht… Immer wieder zeigten sich unsere Mitfahrer beeindruckt von Weite und Wildheit des (Hoch-)Landes, hielten ihre Fahrzeuge an und fotografierten. Mehrere mehrstündige Wanderungen gaben dazu noch mehr Gelegenheit.
Expeditionstour: schöne Stellen & Schlamm-Passagen
Übernachten in Offroad-Fahrzeugen ist in Island streng reglementiert, deswegen verbrachten wir viele Nächte auf robusten und rustikalen Campsites, durch unsere gute Kenntnis des Landes ergab sich die ein oder andere Möglichkeit des freien Stehens an schöner Stelle. Schwierigkeiten galt es auch zu bewältigen: Einmal fuhren wir uns in einer Schlamm-Passage fest, unser IFA-Elftonner zog mit seiner Winde die beiden anderen feststeckenden Fahrzeuge – der Unimog war in einem Morastloch beim Versuch, den Iveco rauszuziehen, hängen geblieben – heraus.
Auch andere Pannen und Ausfälle gab es – wir konnten aber immer improvisieren und weiterfahren. Auf unseren jahrelangen Reisen in und durch ferne Länder haben wir entsprechendes Know-How erworben, auch aus einer vertrackten Situation noch herauszukommen. Und die Ausrüstung an Bord, die man für Notfälle braucht.
Rundtour in Island: Finale in Husavik
Unsere etwa dreiwöchige Tour endete im Norden Islands, mit Übernachtungspunkten am Myvatn-See und, besonders schön und wenig frequentiert, Hljodaklettar. Im Hafen von Husavik verabschiedeten wir unsere Gäste mit einem gemeinsamen Abendessen in einem Hafenrestaurant. Alle Gast-Fahrer hatten sich für eine Extra-Woche entschieden, in der sie unabhängig von uns über die Insel tourten. Die Iveco-Besatzung Claudia und Sibylle zu den West-, die Unimog-Truppe Beate und Oliver zu den Ost-Fjorden.
Wir trafen uns nach dieser Zeit in Egilsstadir bzw. im Fährhafen Seydisfjördur wieder. Auf der Fähre gab es viel zu erzählen. Zurück in Hirtshals trennten sich endgültig die Wege von IFA, Unimog und Iveco. Die beiden Gast-Fahrzeuge nahmen in sehr unterschiedlichem Tempo Kurs aufs Rhein-Main-Gebiet, während unser IFA das heimische Berlin ansteuerte.
Mitfahrer Oliver, gelernter Redakteur, hat in seinem Reise-Blog “Das Amphibium” die gemeinsame Reise in Wort und Bild detailreich beschrieben, daher sei an dieser Stelle darauf verwiesen. Alle zwei Tage hat er einen Beitrag verfasst – wer also genauer wissen möchte, was wir alles erlebten und erfuhren, findet nachstehend Überschriften und Links zu den einzelnen Beiträgen:
- 4. August: Keine freie Fahrt für freie Bürger in Island
- 6. August: Mondlandschaften aus Lava und Eis
- 8. August: Wechselndes Wetter und Wellblechpisten
- 10. August: Gaspedalfeder gerissen
- 12. August: That’s Iceland!
- 14. August: #Abgehakt: Thingvellir, Geysir, Gullfoss
- 16. August: Happy Birthday! Ich habe den Unimog versenkt!
- 18. August: Morgens, mittags, abends: Getriebeöl und Diesel
- 20. August: Dettifoss, Dimmuborgir, Hljodaklettar, Husavik
- 22. August: Keine Mücken am Mückensee
- 24. August: Fjord-Kayaken und ein Seehund
- 26. August: 66 Grad Nord: von Leuchtturm zu Leuchtturm
- 28. August: Husey: zu den Seehunden reiten
- 30. August: Keine Puffins, dafür nass
- 4. September: Island: being comfortable in the uncomfortable