In die Ferne reisen will geübt sein

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In die Ferne reisen will geübt sein

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Trainingssituation für Fernreisen - das Überwinden einer Verschränkungspassage

Trainingssituation: das Überwinden einer Verschränkungspassage und das Zusammenspiel von Fahrer und Einweiser wird geübt.

Beim Fernreise-Fahrseminar von Eine Welt Reisen (EWR) geht es – wie die exakte Bezeichnung bereits andeutet – um mehr als ein reines Fahrseminar. Reiseleiter André Schwartz verfolgt vielmehr die Idee, eine umfassende Schulung verschiedener Aspekte von Fernreisen mit Offroad-Fahrzeugen zu bieten – und zwar im Land, im vorliegenden Fall also Marokko, unter reellen Bedingungen. Schwartz vertraut dabei darauf, dass sich typische und reale Probleme von Reisen in ferne Länder ergeben und nicht künstlich herbeigeführt oder simuliert werden müssen. Wie sich zeigen wird, besteht dieses Vertrauen in die Unabwägbarkeit der Umstände zu Recht.

Im Fernreiseseminar werden zwar manche Fahr- und darüber hinaus Reise-Situationen in fremder Umgebung gezielt angestrebt, aber viele passieren, während wir unterwegs sind: Durch das Rif-Gebirge und den mittleren und hohen Atlas in die südlichen Stein- und Sandwüstenregionen und wieder zurück gen Norden.

Möglichkeiten und Risiken bei Fernreisen

Natürlich widmen sich die Reisenden gezielt spezifischen Anforderungen samt dazu notwendiger theoretischer Vorarbeit: Der Flussdurchfahrt etwa stellt der diplomierte Geograf Schwartz einen Vortrag voran, wie man Furten und Flüsse “liest” sowie Brücken auf ihre Tragfähigkeit beurteilt.

Schließlich geht es beim EWR-Fernreiseseminar auch darum, dass die Teilnehmer später einmal alleine durch die Welt touren werden. D.h., sie müssen lernen, ihre Möglichkeiten abzuwägen und Risiken einschätzen zu können. Was wiederum so manches mal die Konsequenz nach sich ziehen mag, eine bestimmte Route nicht fahren zu können oder einen Umweg zu wählen. Durch das ganze Fernreiseseminar zieht sich das Motto: “Erfahrung kann man nicht googeln”.

Sieben Fahrzeuge sind mit von der Partie: Vom nagelneuen Iveco 4×4 Daily bis zu Zwölftonnern von IFA und Steyr, vom 30 Jahre alten Unimog 1300 L in minimalistischen Ausbauzustand zu einem 300.000 Euro teuren Unimog 3000 mit allen Schikanen, vom eleganten Igelhaut-Sprinter bis zum rustikalen Unimog 1550 L mit selbst gebauter Klapp-Terrasse.

Die Teilnehmer geben ähnliche Gründe an, warum sie dabei sind: An die Grenzen von Fahrzeug und Fahrer herangeführt zu werden, sich auf Fernreisen rund um den Globus vorzubereiten, mehr Fahrpraxis in schwierigen Geländesituationen zu erwerben oder das neue bzw. neu erworbene oder umgebaute Fahrzeug unter Realbedingungen testen zu wollen. Offroad- bzw. Reise-Erfahrung haben einige, aber, wie André Schwartz betont und die Teilnehmer bestätigen: Gerade wenn man alleine reist und keine Hilfe in der Nähe ist, geht man kein Risiko ein. Im Fernreise-Seminar stehen erfahrene Tourguides zur Verfügung – und Fahrzeuge mit Winden.

Fernreisen: Praktisches wie theoretisches Training

Abgesehen vom Fahrtraining mit einem Gelände-Lkw geht es bei der 17-tägigen Tour um vieles mehr als nur mit dem Fahrzeug – alleine oder im Konvoi – umgehen zu können: Um Reiseplanung und -vorbereitung, den Umgang mit anderen Kulturen und Klimazonen, Umgebungen und Geografien, Sozial- und Rechtsnormen, um Offroad-Navigation analog wie digital, Satellitentelefone, Funk- und Fahrzeugtechnik, korrektes Einweisen, (Outdoor-)Erste Hilfe, Wetterkunde und anderes mehr.

Wer etwa weiß, dass in manchen Ländern – Russland zum Beispiel – eine Erste Hilfe-Leistung bei einem Verkehrsunfall als Schuldeingeständnis gewertet wird? Beinahe jeden Tag gibt es Schulungs-Lektionen zu diesen und anderen Themen oder die theoretische Vorbereitung auf kommende Fahr-Situationen.

Wie es halt so läuft: Pannen sind vorprogrammiert

Die ersten Pannen passieren sehr früh: Beim morgendlichen Start quillt aus dem Armaturenbrett des alten Bundeswehr-Unimogs Qualm – ein Kabelbrand aufgrund der altersschwachen Elektrik. Das Führungsfahrzeug kommt tags darauf zum Stehen – eine mehrstündige nicht unkomplizierte Reparatur bei hochgeklapptem Fahrerhaus folgt, bei dem die Teilnehmer Teamwork an den Tag legen und mit Werkzeug und Ersatzteilen einander aushelfen.

Dreimal werden Reifen gewechselt werden – nicht aus Übung, sondern aus Notwendigkeit, und eigentlich zum jeweiligen Zeitpunkt unerwünscht: Einmal bohrt sich eine lange Schraube in einen Unimog-Reifen, ein scharfkantiger Felsen bedeutet das Ende eines Steyr-Reifens und ein IFA-Reifen fällt dem abgesenkten Luftdruck zum Opfer. Diverse kleinere Reparaturen werden unterwegs bewältigt, in Zagora (knapp hundert Kilometer vor dem Erg Chegaga) müssen einige Fahrzeuge in die dortigen Werkstätten.

Marokko bietet alle Fahr-Situationen

Über Felsen und durch Gräben, durch Flüsse und über schmale Brücken, auf engen und abschüssigen Militärstraßen im Atlasgebirge (die Nervenkraft vor allem von den Beifahrern fordern), flotte Nachtfahrten auf Schlagloch übersäten Straßen aus ausgefranstem Asphalt angesichts von unbeleuchteten Autos, Mopeds, Rädern, Fußgängern und Eseln, enge Serpentinen auf 2700 Meter Höhe, Haarnadelkurven auf weichen Waldwegen, steile Abfahrten auf rutschigem Geröll, Dünen hoch und hinunter – Marokko bietet all diese Fahr-Situationen.

Manche sind so extrem, dass Teilnehmer hinterher betonen, solche Passagen niemals freiwillig zu fahren. André Schwartz lächelt dann: Manchmal läßt einem die Reise-Route keine Wahl, manchmal die Umstände nicht. Das gilt auch für die Kilometerzahl der Tagesetappen: Reisen, so lernen die Teilnehmer, ist nicht immer gemütlich, sondern manchmal purer Stress. Weil man schneller fahren muss, als man möchte. Weil man in die Nacht hinein fahren muss. Weil Hindernisse bewältigt werden müssen.

Verluste: Schnorchel und Diesel-Tank

Mitten in der Geröllwüste suchen die Tourguides eine passende Stelle mit einer Senke und großen Steinen, um noch eine konzentrierte Trainingseinheit mit langsamem Durchfahren von besonders schwierigen Situationen samt Erleben einer intensiven Verschränkung einzuschieben. Die führt bei einem der Unimogs zu einem Schaden am Schnorchel, der vorm Alkoven-Dach des Wohnkoffers eingedellt und verbogen wird. Bei einem der anderen beiden Unimogs wird später ein Diesel-Tank auf einer Schüttelpassage aufreißen.

Schwartz vermag dabei den Teilnehmer  das Gefühl zu vermitteln, alle Probleme und Schwierigkeiten bewältigen zu können und immer mehr ihren eigenen, wachsenden Fähigkeiten und Fertigkeiten vertrauen zu können. Darin sind sich beim Abschluss-Feedback auf der Fähre in Richtung Heimat alle einig.


Neugierig geworden? Mehr zu den Fernreise-Seminaren von Eine Welt Reisen hier (klicken). Eine Tagebuch eines der Teilnehmer der Reise 2015 gibt es im Blog „Das Amphibium“ (beginnend mit dem Ablegetag).


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Erfahrung lässt sich nicht googeln

Über 28 Jahre Reiseerfahrung haben wir mit von uns umgebauten Fahrzeugen in der Ferne angesammelt. Wir wissen, was die Fahrzeuge auch jenseits geteerter Straßen leisten und aushalten müssen, wie ein Fahrzeug ausgestattet sein muss, damit man sich auch nach vielen Reisewochen darin noch wohlfühlt und alles Nötige dabei hat.
Dieses Wissen geben wir seit über 12 Jahren an unsere Kunden weiter und bauen mit einem sorgfältig ausgesuchten Team von Spezialisten aus den Bereichen Metallbau, Karosseriebau, Möbelbau, Sattlerei, Mechatronik und LKW-Mechanik Fahrzeuge so um, dass sie optimal den Wünschen der Kunden entsprechen. Und wir bieten zusätzlich auch geführte Offroad-Touren an – denn auch das Fernreisen will gelernt sein.

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